Das Paradoxe mit der Namensgebung und der Übersetzung:
Vermeers Bild des Mädchens mit dem Perlenohrring hatte ursprünglich keine Bezeichnung, sodass dem Werk im Nachhinein ein Name gegeben wurde. Im Niederländischen wurde das Bild als “meisje met tulband” betitelt, was übersetzt bedeutet: Mädchen mit Turban.
Im Grunde ist das jenes markante Detail – vor allem in Hinblick auf den historischen Kontext –, das im Bild dominierend ist. Man könnte sagen, eine wahrlich treffende Bezeichnung.
Allerdings gehen Kunst und Übersetzungen manchmal sehr unterschiedliche Wege und so kam es, dass Vermeers Bild in “meisje met de parel” umbenannt wurde. Dieser Titel ist bis heute geblieben: das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (in Englisch: “girl with a pearl earring”, in Französisch ebenfalls: “la jeune fille à la perle” oder in Spanisch: “la joven de la perla”).
Das für mich Faszinierende daran: diese Bezeichnung der Perle “de parel” halte ich seit jeher für irreführend, weil es in meinen Augen keine Perle ist, die auf dem Gemälde zu sehen ist, sondern ein glänzendes Edelmetall. Wenn man es ganz genau betrachtet …
Mit diesem Gedanken war ich zumindest nicht alleine, denn seit dem Jahr 2014 beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Frage um die Optik der abgebildeten Perle und kam zu einem ähnlichen Schluss.
Wikipedia: das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (Meisje met de parel), 1665
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